Wer mich öfter mal in Podcasts hört hat, weiß: Ich rate gern dazu, auf der Lauer zu liegen, um diesen winzig kurzen Moment zu erwischen, zwischen einem Satz, der dir entgegenfliegt und deiner Reaktion darauf. Denn wer diese Millisekunde verpasst, wer sie nicht noch ein bisschen dehnen kann, fühlt sich schnell ausgeliefert. Wir reagieren dann impulsiv, lassen uns triggern, reden uns in Rage, schnappen ein oder rasten aus. Geht alles besser. Einfacher. Leichter. Wenn, ja wenn du gedanklich wildentschlossen den Fuß in die Tür stellst und dir innerlich sagst: „ICH entscheide jetzt, WIE ich darauf reagieren will. Ob ich diesen merkwürdigen Satz, den ich gerade als Angriff empfinde, lieber als entspannte Frage zurückwerfen möchte oder nicht. Das könnte dann zum Beispiel so klingen: „Moment mal. Das klingt wie ein Angriff, war das ein Angriff?“ Oder: „Wenn ich die Dinge schnell persönlich nehmen würde, wäre ich jetzt verletzt. Ist zum Glück anders.“ Lächeln. Fertig. Zwei Reaktionen, die dich wieder entspannt in die Selbstbestimmung bringen. Vorausgesetzt natürlich, du bekommst mit, dass du dich angeschossen fühlst. Denn nur dann kannst du einer zwangsgesteuerten Reaktion entkommen und erkennst Alternativen.
MEIN EASY WAY OUT IN 6 SCHRITTEN
- Bestimme einen Satz, mit dem du in der nächsten heiklen Situation reagieren willst.
- Benenne die Stelle an deinem Körper, die üblicher Weise Alarm schlägt, wenn dich jemand triggert. Bei vielen ist das der Solarplexus, das sogenannte Sonnengeflecht, da, wo der Magen sitzt. Weshalb es auch heißt: „Das war ein Schlag in die Magengrube“. Vielleicht ist es bei dir auch der Hals oder es sind die Oberschenkel. Also: Wo spürst du den Schreck zuerst?
- Verknüpfe diese Stelle samt Schreck-Gefühl mit einem Stopp-Schild in deinem Kopf. „STOPP!“, „PAUSE!“, „RUHE!“, könntest du dir dann innerlich zurufen, wenn das nächste Mal der Schreck hochpoppt.
- Anstatt sofort zu reagieren, atmest du die Aufregung dann erst mal aus. Macht dich leichter und du dehnst die Zeit damit, schaffst dir die berühmte Millisekunde.
- Beim Einatmen erinnerst du dich an den Satz, den du dir vorgenommen hast und los geht’s. Sag dann zum Beispiel: „Das nehme ich mal lieber nicht persönlich“ oder „Wie gut, dass ich die Dinge nicht persönlich nehme.“ Oder wie oben: „Das klingt wie ein Angriff. War das ein Angriff?“ Es ist höchst wahrscheinlich, dass du dich damit sofort beruhigst, bevor du dich noch aufregen konntest, und dein Gegenüber ist vermutlich baff, wo die Gelassenheit so plötzlich herkommt.
- Atme aus, lächle und ruf dir zum Abschluss innerlich ein fröhliches: „Wer mich ärgert, bestimme immer noch ich!“ zu. Sollte sicher klappen.